Songs von anderen nachspielen, das tun viele. So wie es der Bruzzler tut, tut es aber nur einer. Auf den ersten Blick ist er ein Alleinunterhalter. Auf den zweiten ein Technik-Freak. Auf den dritten eine Besessener. Leute, die nicht so genau hinsehen, stempeln ihn als Playback-Künstler ab.
X-ACT: Who da hell ist Bruzzler nun wirklich und was macht er?
Bruzzler: Mir wird ja immer wieder vorgeworfen, ich mache nichts Kreatives und nichts Innovatives.
Ich meine, die Innovation die ich einbringe ist, daß ich quasi Studiotechnik auf die Bühne bringe. Das heißt, ich habe meine Sequencer, meine Sampler, Synthesizer, Effektgeräte, das bringe ich alles mit - genau so, als würde ich im Studio eine Aufnahme machen. Dadurch bin ich nicht mehr schaffen. Selbst wenn ich mir ein ZZ Top Live-Album anhöre, ist da ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht zu den Studioaufnahmen.
Das Playback spielst Du selbst ein oder nimmst du das einfach von der CD runter?
Ich arbeite mit Sequencern,
das heißt, ich habe auf einer Diskette abgespeichert zum Beispiel
die Sounds, die der Keyboarder oder Drummer und so weiter spielen würde.
Diese Sounds kann man teilweise kaufen, aber oft muß ich noch sehr
viel Arbeit investieren, daß sie dann wirklich in Originalqualität
erklingen. Zum Beispiel bei "Start Me Up" von den Stones spiele ich live
die Gitarre von Keith Richards, und habe über eine Woche gebraucht,
die Gitarre, die der Ron Wood spielt, zuerst rauszuhören und dann
einzuprogrammieren. Das heißt, wenn auf der Bühne etwas vom
Sequencer kommt, bin ich selbst gleich mehrfach zu hören, da ich die
Spuren selbst eingespielt habe. Die Stücke, die im Studio ja auch
zum Großteil nicht live eingespielt werden, bringe ich mit der selben
Technik auf die Bühne. Der Gesang und meine Gitarre sind immer hundert
Prozent live. Das heißt, ich muß auf der Bühne mehr leisten,
als wenn ich in einer Liveband spielen würde. Bei den Stones-Stücken
zum Beispiel habe ich sowohl den Part des Keith Richards als auch des Mick
Jagger.
Der Bruzzler bezeichnet
sich selbst als Tribute-Künstler, nicht als Cover-Interpret. Als Tribute-Künstler
ist er mittlerweile via Internet zu hohen Ehren gekommen: Tribute-Band -Fans
in aller Welt haben den Bruzzler weltweit zur Platz 7, europaweit zur Nummer
2 und zum Nummer 1 ZZ
Top Tribute-Act gemacht. Dieser "World's Favorite
Tribute Band Contest" wurde initiiert und durchgeführt von den Machern
der Webpage "Tribute Band Mania". Wie bist du denn darauf gekommen?
Beim Herumsurfen bin ich auf diese "Tribute Band Mania" gekommen, eine Homepage, bei der Tribute-Bands aus aller
Welt versammelt sind. Wenn jemand auf der Suche zum Beispiel nach einer
Rolling Stones - Liveband in seiner Gegend ist, kann er reinschauen und sehen,
was es in seiner Nähe an Rolling Stones Tributes so gibt. Der gute
Mann, der diese Homepage betreibt, hat, um seine Hits mal ein bissl zu
erhöhen, diesen Contest um die "World's Most Famous Tribute Bands"
gemacht. Es ging dabei eher darum, welche Livebands die meisten Fans und Freunde
zu bewegen vermag, sich auf der Homepage einzuklinken und ein Formular
auszufüllen.
Was ist eigentlich der
Unterschied zwischen einer Tribute-Band und einer Cover-Band?
Eine Cover-Band spielt Stücke in ihrer eigenen Interpretation nach. Ich habe eine sehr eigensinnige Beziehung zu Cover-Bands: Cover-Bands werfen so Leuten wie mir, die möglichst
genau kopieren, oft vor: du mußt auch deine eigene Kreativität
einbringen. Ich sehe das komplett anders: ich sehe es so, daß viele
Leute es gar nicht schaffen, Stücke originalgetreu nachzuspielen.
Zum Beispiel habe ich noch nie eine Liveband erlebt, die "Sultans Of Swing"
von den Dire Straits wirklich originalgetreu bringt, eben mit der Spieltechnik
von Mark Knopfler, mit seinem Feeling, mit seinem Sound. Mein Bestreben
war es immer, diesen wirklich großen Künstlern so nah wie irgend
möglich zu kommen. Wenn ich dann wirklich so weit komme und mir denke,
ich kann es besser, dann kann ich mir immer noch überlegen, was Eigenes
zu machen. Ich habe mir extra für "Sultans of Swing" eine spezielle
Gitarre gekauft und jahrelang geprobt und wenn ich es heute auf der Bühne
bringe, dann sind die Leute auch wirklich begeistert.
Die meisten Auftritte absolviert der Bruzzler bei Biker-Festen. Mehr als 15 bis 20 Gigs im Jahr kann er allerdings nicht bewältigen, da es neben dem Bruzzln ja auch
einen Hauptjob gibt und vor allem auch, weil das Erarbeiten neuer Songs
sehr zeitaufwendig ist. Bruzzler überläßt auch bei seinen
Auftritten nichts dem Zufall und kümmert sich am liebsten selbst um
Ton, Licht und Deko. Früher hat er in Livebands gespielt, Tanzmusik, Latin,
Rock... Als der gebürtige Deutsche vor etwa fünf Jahren nach
Villach kam und keine Gruppe fand mit der er gerne gepielt hätte,
begann er eben auf seine Weise zu arbeiten:
Ich habe das einfach ausprobiert,
so alleine und das hat dann überraschend gut funktioniert, daß
ich mir gesagt habe: na gut, jetzt habe ich halt die Möglichkeit,
wirklich genau das zu machen was ich will und die Liveband die ich da in meinen
Computer einprogrammiere, die spielt auch genau so wie ich das will.
Am Programm stehen Bryan
Adams, Beatles, Rolling Stones, Dire Straits etc. und als Highlight der
show ZZ Top. Eigene Stücke würden eine Fortführung
von dem sein, was ZZ Top in den 80er Jahren gemacht haben:
Damals war es Disco-Beat, heute würde es mehr in diese Techno & Dance-Szene gehen und eben
diese schöne, bratige Rockgitarre darüber, diese kräftige.
Bruzzler ist aber realistisch und rechnet nicht damit, daß die Leute darauf warten und er Unmengen an CDs absetzen würde.
Ich bin happy wenn die Leute Spaß haben und ich einen guten Auftritt abliefere.
Eine CD ist trotzdem gerade
im Entstehen, die Nachfrage ist groß bei den Gigs. Aufgenommen wird
mit dem eigenen Equipment.
Ich werde dadurch meinen
Live-Sound noch weiter verbessern, da ich hier etwas tüfteln und da
etwas tüfteln werde, das kommt alles meinen Live-Auftritten zugute.
Wieviel Geld er in sein
Equipment schon gesteckt hat, weiß er selbst nicht mehr. Sein Zivilberuf
als Design-Ingenieur bei einem Halbleiter-Hersteller jedenfalls hat ebenfalls
viel mit Elektronik zu tun, sonst würde er die technische Seite auch
gar nicht bewältigen, sagt er. Seinem Job verdankt er auch den Namen:
In den ersten Monaten meines Jobs war ich mit einem Projekt betraut, das monatelange Messungen im Labor
ohne erkennbaren Fortschritt mit sich brachte. Einer unserer Obergailtaler
Sprücheklopfer verpaßte mir dann: "Do geht jo überhaupt
nix weiter, so a Brutzler". Das war dann ab sofort in der Firma eingebürgert
und weil sich der Name so schön einprägt, habe ich ihn gleich
beibehalten.